Heizlastberechnung: So ermitteln Sie den Wärmebedarf richtig
Die Heizlastberechnung ist die Grundlage für die richtige Dimensionierung Ihrer Heizungsanlage. In diesem Leitfaden erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie die Heizlast nachDIN EN 12831 berechnen – verständlich erklärt für SHK-Profis und Bauherren.
Was ist Heizlast?
Die Heizlast (auch Norm-Heizlast) ist die Wärmeleistung in Watt (W) oder Kilowatt (kW), die eine Heizungsanlage bereitstellen muss, um ein Gebäude bei der tiefsten anzunehmenden Außentemperatur (Norm-Außentemperatur) auf die gewünschte Raumtemperatur zu bringen und zu halten.
Einfach erklärt:
Die Heizlast sagt Ihnen: "So viel Wärmeleistung braucht mein Gebäude an einem sehr kalten Wintertag."
Beispiel: Ein Einfamilienhaus mit 150 m² Wohnfläche hat typischerweise eine Heizlast von 8-15 kW, je nach Baujahr und Dämmstandard.
Warum ist die Heizlastberechnung wichtig?
❌ Zu groß dimensioniert:
- • Höhere Anschaffungskosten
- • Schlechterer Wirkungsgrad (Takten)
- • Höherer Energieverbrauch
- • Bei Wärmepumpen: Niedrigere JAZ
❌ Zu klein dimensioniert:
- • Gebäude wird nicht warm genug
- • Heizkörper bleiben kalt
- • Kundenbeschwerden & Gewährleistung
- • Nachbesserung teuer
✓ Richtig dimensioniert: Optimale Effizienz, niedrige Betriebskosten, zufriedene Kunden. Eine professionelle Heizlastberechnung zahlt sich aus!
Heizlast berechnen: Die 4 Schritte
Raumdaten erfassen
Erfassen Sie für jeden Raum:
- Raumgröße (Länge × Breite)
- Raumhöhe
- Außenwand-Fläche (m²)
- Fenster-Fläche (m²)
- Deckenfläche (bei unbeheiztem Raum darüber)
- Bodenfläche (bei Keller oder Erdreich)
Tipp: Vereinfachtes Verfahren (DIN EN 12831 Beiblatt 2) benötigt nur grobe Maße – perfekt für Modernisierungen!
U-Werte bestimmen
Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) gibt an, wie viel Wärme durch ein Bauteil verloren geht. Je niedriger der U-Wert, desto besser die Dämmung.
U-Wert = W/(m²·K)
Beispiel: U-Wert 1,0 W/(m²·K) bedeutet: Pro m² Fläche und pro Grad Temperaturdifferenz geht 1 Watt verloren.
Transmissionswärmeverlust berechnen
Der Wärmeverlust durch die Gebäudehülle (Wände, Fenster, Dach, Boden):
ΦT = Σ (A × U × (θi - θe))
- A = Fläche des Bauteils (m²)
- U = U-Wert (W/(m²·K))
- θi = Raumtemperatur (z.B. 20°C)
- θe = Norm-Außentemperatur (z.B. -12°C)
→ ΦT = 20 × 1,0 × (20 - (-12)) = 20 × 1,0 × 32 = 640 Watt
Lüftungswärmeverlust berechnen
Der Wärmeverlust durch Luftaustausch (Fenster, Türen, Lüftung):
ΦV = V × n × 0,34 × (θi - θe)
- V = Raumvolumen (m³)
- n = Luftwechselrate (1/h) – typisch 0,5-1,0
- 0,34 = spezifische Wärmekapazität Luft (Wh/(m³·K))
→ ΦV = 40 × 0,7 × 0,34 × 32 = 305 Watt
Gesamt-Raumheizlast:
ΦHL = ΦT + ΦV (+ ΦRH)
In unserem Beispiel: 640 W + 305 W = 945 Watt Heizlast für diesen Raum.
ΦRH = Aufheizzuschlag (optional, meist 5-15%)
Raumheizlast vs. Gebäudeheizlast
Raumheizlast
Heizlast eines einzelnen Raumes. Wichtig für:
- ✓ Heizkörper-Dimensionierung
- ✓ Fußbodenheizung-Auslegung
- ✓ Einzelraumregelung
Gebäudeheizlast
Summe aller Raumheizlasten. Wichtig für:
- ✓ Kessel-/Wärmepumpen-Dimensionierung
- ✓ Pufferspeicher-Auslegung
- ✓ BAFA-Förderanträge
Hinweis: Die Gebäudeheizlast ist oft kleiner als die reine Summe aller Raumheizlasten, da nicht alle Räume gleichzeitig ihre maximale Heizlast abrufen.
Heizlastberechnung für verschiedene Anwendungsfälle
Heizlastberechnung für Wärmepumpen
Bei Wärmepumpen ist die Heizlast besonders kritisch: Über dimensionierung führt zu schlechter Jahresarbeitszahl (JAZ), Unterdimensionierung zu fehlender Heizleistung im Winter. Seit 2023 ist die Heizlastberechnung BAFA-Pflicht.
Mehr erfahren →Heizlastberechnung für Kesseltausch
Alter Kessel oft überdimensioniert (100-200% Reserven). Moderne Brennwerttechnik braucht exakte Auslegung. Mit Heizlastberechnung sparen Sie Anschaffungs- und Betriebskosten.
Mehr erfahren →Heizlastberechnung für Hydraulischen Abgleich
Verfahren B (nach VdZ-Formular) erfordert raumweise Heizlastberechnung. Pflicht für BAFA-Förderung seit 2023. Optimiert Heizungsverteilung und spart bis zu 15% Energie.
Mehr erfahren →Typische Heizlast-Werte nach Gebäudeart
| Gebäudetyp | Heizlast (W/m²) | 150 m² Wohnfläche |
|---|---|---|
| Passivhaus (ab 2010) | 10-15 W/m² | 1,5-2,3 kW |
| Niedrigenergiehaus (2000-2010) | 30-50 W/m² | 4,5-7,5 kW |
| Neubau nach EnEV (1995-2000) | 50-70 W/m² | 7,5-10,5 kW |
| Altbau saniert (1970-1990) | 70-100 W/m² | 10,5-15 kW |
| Altbau unsaniert (vor 1970) | 100-150 W/m² | 15-22,5 kW |
* Richtwerte für Einfamilienhäuser in Deutschland (Norm-Außentemperatur -12°C). Tatsächliche Werte können abweichen.
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