Hydraulischer Abgleich nach Verfahren B

Der hydraulische Abgleich nach Verfahren B basiert auf einer raumweisen Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 und ist die präziseste Methode zur Optimierung Ihrer Heizungsanlage.

Was ist ein hydraulischer Abgleich?

Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass jeder Heizkörper im Haus genau die Menge an Heizwasser bekommt, die er benötigt, um den Raum optimal zu beheizen. Ohne hydraulischen Abgleich bekommen Heizkörper nahe am Kessel zu viel, entfernte Heizkörper zu wenig Wasser.

✗ Ohne hydraulischen Abgleich

  • • Räume nahe am Kessel werden zu warm
  • • Entfernte Räume bleiben kalt
  • • Heizungspumpe läuft permanent auf Volllast
  • • Fließgeräusche in Heizkörpern
  • • 10-30% höhere Heizkosten
  • • Verschwendete Pumpenergie

✓ Mit hydraulischem Abgleich

  • • Alle Räume werden gleichmäßig warm
  • • Optimale Vorlauftemperatur möglich
  • • Geregelte Pumpe im Teillastbetrieb
  • • Keine Strömungsgeräusche
  • • 5-15% Energieeinsparung
  • • Höherer Wohnkomfort

💡 Warum ist das wichtig?

Stellen Sie sich vor, alle Heizkörper in Ihrem Haus sind an dieselbe Wasserleitung angeschlossen. Der Heizkörper direkt neben der Heizungspumpe bekommt das meiste Wasser (und wird zu heiß), während der Heizkörper im entferntesten Raum kaum Wasser bekommt (und kalt bleibt). Der hydraulische Abgleich "drosselt" die nahen Heizkörper über Thermostatventile, sodass alle die richtige Menge bekommen.

Verfahren A vs. Verfahren B – Was ist der Unterschied?

KriteriumVerfahren A
(Vereinfacht)
Verfahren B
(Detailliert)
HeizlastermittlungÜberschlagsrechnung
(z.B. 100 W/m²)
Raumweise nach DIN EN 12831
Exakte Berechnung für jeden Raum
AufwandGering (1-2 Stunden)Mittel (3-5 Stunden)
Kosten400-650 €650-1.200 €
GenauigkeitAusreichendSehr hoch
Für Wärmepumpe geeignetEingeschränkt✓ Ideal
BAFA-Förderung✓ Akzeptiert✓ Empfohlen
Vorlauftemperatur-OptimierungPauschalRaumgenau optimiert
Energieeinsparung5-10%10-15%

✓ Wann ist Verfahren B Pflicht oder empfohlen?

  • • Pflicht: Für BAFA-Förderung bei Wärmepumpen (seit 2023)
  • • Empfohlen: Bei Wärmepumpen generell (Effizienz!)
  • • Empfohlen: Nach energetischer Sanierung
  • • Empfohlen: Bei ungleichmäßiger Wärmeverteilung
  • • Empfohlen: Bei Neuinstallation von Fußbodenheizung

Warum braucht Verfahren B eine Heizlastberechnung?

Beim hydraulischen Abgleich nach Verfahren B wird für jeden Raum einzeln berechnet, wie viel Heizwasser durch den Heizkörper fließen muss. Dafür sind drei Größen erforderlich:

1. Heizlast des Raums

Wie viel Wärme (in Watt) braucht der Raum bei Auslegungstemperatur?

→ Aus Heizlastberechnung nach DIN EN 12831
2. Heizkörperleistung

Wie viel Wärme gibt der vorhandene Heizkörper ab?

→ Aus Heizkörper-Typenschild oder Herstellertabellen
3. Vorlauftemperatur

Mit welcher Temperatur soll das Heizwasser ankommen?

→ Aus Systemauslegung (z.B. 45°C bei Wärmepumpe)

Berechnungsformel (vereinfacht)

Durchfluss = HeizlastRaum / (c × ΔT)

Dabei ist:
• HeizlastRaum = Wärmebedarf des Raums in Watt (aus DIN EN 12831)
• c = spezifische Wärmekapazität von Wasser (4.186 J/(kg·K))
• ΔT = Temperaturspreizung (Vorlauf - Rücklauf, typisch 5-10 K)

Beispiel: Wohnzimmer mit 1.500 W Heizlast, Spreizung 7 K
→ Benötigter Durchfluss: 1.500 / (4.186 × 7) ≈ 51 Liter/Stunde

Ablauf: Hydraulischer Abgleich nach Verfahren B

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Heizlastberechnung nach DIN EN 12831

Raumweise Berechnung der Wärmeverluste für jeden beheizten Raum. Dies ist die Grundlage für alle weiteren Schritte.

Tipp: Nutzen Sie unseren Heizlast-Schnellrechner für eine erste Einschätzung. Für den professionellen hydraulischen Abgleich beauftragen Sie einen Fachbetrieb mit zertifizierter Software.
2

Heizkörper erfassen

Alle Heizkörper im Gebäude werden erfasst: Typ, Größe, Baujahr, Anschlussart. Aus Herstellertabellen wird die Nennleistung bei Standardbedingungen ermittelt.

Standard-Bedingungen: 75/65/20 (Vorlauf 75°C, Rücklauf 65°C, Raum 20°C)
3

Auslegungstemperaturen festlegen

Festlegung der Vorlauftemperatur für den Auslegungsfall (z.B. 45°C für Wärmepumpe, 55°C für Gas-Brennwert). Die Rücklauftemperatur ergibt sich aus der Spreizung.

Wichtig für Wärmepumpen: Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto höher die Jahresarbeitszahl (JAZ). Verfahren B hilft, die minimal nötige Vorlauftemperatur zu finden!
4

Volumenstrom berechnen

Für jeden Heizkörper wird der benötigte Wasserdurchfluss (Volumenstrom in l/h) berechnet, damit er exakt die Heizlast des Raums decken kann.

Software berechnet automatisch: Heizlast ÷ (Spreizung × spez. Wärmekapazität)
5

Thermostatventile einstellen

An jedem Heizkörper wird das Thermostatventil (voreinstellbar) auf den berechneten Wert gedrosselt. So bekommt jeder Heizkörper genau seinen berechneten Volumenstrom.

Beispiel: Ventil auf Stufe 3,5 einstellen → Durchfluss 48 l/h
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Heizungspumpe anpassen

Die Umwälzpumpe wird auf den tatsächlich benötigten Gesamtvolumenstrom und Förderdruck eingestellt (bei regelbaren Pumpen) oder getauscht (bei alten ungeregelten Pumpen).

Moderne Hocheffizienzpumpen (A-Label) sparen zusätzlich 80-100 € Strom pro Jahr gegenüber alten Pumpen!

Heizkurve optimieren und dokumentieren

Die witterungsgeführte Regelung (Heizkurve) wird auf Basis der Heizlastberechnung optimiert. Alle Einstellungen werden dokumentiert (wichtig für BAFA-Nachweis).

Warum ist Verfahren B besonders wichtig für Wärmepumpen?

Wärmepumpen arbeiten am effizientesten bei niedrigen Vorlauftemperaturen. Jedes Grad weniger Vorlauftemperatur steigert die Jahresarbeitszahl (JAZ) um ca. 2,5%. Der hydraulische Abgleich nach Verfahren B hilft, die minimal nötige Vorlauftemperatur zu ermitteln.

Beispielrechnung: Effizienzgewinn durch Verfahren B

Ohne hydraulischen Abgleich
  • • Vorlauftemperatur: 55 °C (zu hoch gewählt)
  • • JAZ der Wärmepumpe: 3,2
  • • Heizlast: 10 kW
  • • Jahresheizarbeit: 15.000 kWh
  • • Stromverbrauch: 4.688 kWh/Jahr
  • • Kosten (30 ct/kWh): 1.406 €/Jahr
Mit Verfahren B optimiert
  • • Vorlauftemperatur: 45 °C (optimiert)
  • • JAZ der Wärmepumpe: 4,0 (+25%)
  • • Heizlast: 10 kW (unverändert)
  • • Jahresheizarbeit: 15.000 kWh
  • • Stromverbrauch: 3.750 kWh/Jahr
  • • Kosten (30 ct/kWh): 1.125 €/Jahr
Jährliche Ersparnis: 281 €
Bei Kosten von 900 € für Verfahren B amortisiert sich die Investition in ca. 3,2 Jahren. Danach sparen Sie Jahr für Jahr!

🎯 Zusätzliche Vorteile für Wärmepumpen

  • Bessere Ausnutzung der Fußbodenheizung: Optimale Durchflussmengen pro Heizkreis
  • Vermeidung von Überhitzung: Keine Räume zu warm, andere zu kalt
  • Längere Laufzeiten: Weniger Taktung, höhere Lebensdauer
  • Erfüllung BAFA-Anforderungen: Seit 2023 Pflicht für Förderung

Kosten und Förderung

Kosten Verfahren B

Heizlastberechnung DIN EN 12831300-600 €
Heizkörpererfassung vor Ort150-250 €
Berechnung & Einstellung200-350 €
Gesamt (EFH 100-150 m²)650-1.200 €

* Preise variieren je nach Gebäudegröße und Region

BAFA-Förderung

Der hydraulische Abgleich ist in der BAFA-Heizungsförderung als förderfähige Maßnahme enthalten:
  • Im Paket mit Wärmepumpe: Teil der Gesamtförderung (25-40%)
  • Als Einzelmaßnahme: 15% der Kosten (seit 2024)
  • Mit Heizungstausch: Pflichtbestandteil, automatisch gefördert
Beispiel: Hydraulischer Abgleich kostet 850 €
BAFA-Förderung 15% = 128 € Zuschuss
Eigenanteil: 722 €

💡 Amortisationsrechnung

Kosten Verfahren B:
850 €
Jährliche Ersparnis:
150-300 €
Amortisation:
3-6 Jahre

Bei Wärmepumpen oft schon nach 2-3 Jahren amortisiert durch höhere JAZ!

Häufige Fragen zum hydraulischen Abgleich

Kann ich den hydraulischen Abgleich selbst durchführen?

Theoretisch ja, praktisch sehr schwierig. Sie benötigen:
• Professionelle Software für die Berechnung (Lizenz 1.500-4.000 €)
• Heizlastberechnung nach DIN EN 12831
• Detailwissen über Heizkörpertypen und Ventileinstellung
• Für BAFA-Förderung ist ein Fachbetrieb-Nachweis Pflicht

Empfehlung: Lassen Sie es von einem Fachbetrieb durchführen.

Wie lange dauert ein hydraulischer Abgleich?
Vor-Ort-Termin: 2-4 Stunden (Erfassung Heizkörper, Einstellung Ventile)
Büroarbeit: 3-5 Stunden (Heizlastberechnung, Auslegung)
Gesamt: Ca. 1-2 Wochen vom Ersttermin bis zur Fertigstellung
Muss ich neue Thermostatventile kaufen?

Nur wenn Ihre aktuellen Ventile nicht voreinstellbar sind (alte Standard-Ventile vor ca. 1990). Moderne Thermostatventile haben meist eine Voreinstellung unter der Kappe. Falls Austausch nötig: ca. 15-25 € pro Ventil plus Einbau.

Wann sollte ich einen hydraulischen Abgleich machen lassen?
Unbedingt empfohlen:
• Bei Installation einer Wärmepumpe (Pflicht für BAFA)
• Nach energetischer Sanierung
• Bei ungleichmäßiger Wärmeverteilung
• Beim Heizungstausch

Sinnvoll auch:
• Bei alten Heizungen ohne bisherigen Abgleich
• Wenn Heizkosten zu hoch erscheinen
• Bei Strömungsgeräuschen in Heizkörpern
Funktioniert hydraulischer Abgleich auch bei Fußbodenheizung?

Ja, sogar besonders gut! Fußbodenheizungen haben oft viele Heizkreise, die alle unterschiedlich lang sind. Ohne hydraulischen Abgleich bekommt der kürzeste Kreis zu viel, der längste zu wenig Wasser. Verfahren B optimiert jeden einzelnen Heizkreis.

Heizlast als Basis für Verfahren B berechnen

Nutzen Sie unseren kostenlosen Heizlast-Schnellrechner für eine erste raumweise Heizlastberechnung – die Grundlage für den hydraulischen Abgleich nach Verfahren B.

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