Norm-Raumtemperaturen nach DIN EN 12831

Die richtigen Norm-Innentemperaturen sind entscheidend für eine korrekte Heizlastberechnung. Hier finden Sie alle relevanten Temperaturen nach DIN EN 12831 Beiblatt 1.

Warum sind Norm-Raumtemperaturen wichtig?

Die Norm-Innentemperatur ist eine der zentralen Eingangsgrößen für die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831. Sie bestimmt zusammen mit der Norm-Außentemperatur die Temperaturdifferenz ΔT, die wiederum direkt in die Berechnung der Transmissions- und Lüftungswärmeverluste einfließt.

Grundformel der Heizlastberechnung

Φ = Σ(A × U × ΔT × fx) + V × n × 0,34 × ΔT

Dabei ist ΔT = θint,i - θe
θint,i = Norm-Innentemperatur des Raums
θe = Norm-Außentemperatur am Standort

Eine zu hohe angesetzte Raumtemperatur führt zur Überdimensionierung der Heizungsanlage, eine zu niedrige Temperatur kann zu unzureichender Wärmeversorgung führen. Deshalb gibt die DIN EN 12831 klare Vorgaben für verschiedene Raumtypen.

Norm-Innentemperaturen für Wohngebäude

RaumtypNorm-Innentemperatur
θint,i in °C
Wohnräume allgemein20
Wohn- und Esszimmer20
Schlafzimmer20
Kinderzimmer20
Badezimmer24
Toilette (separat)20
Küche20
Flur, Diele, Treppenhaus15
Hauswirtschaftsraum15
Abstellraum (beheizt)15
Wintergarten (Wohnraum)20
Keller (beheizt)15

⚠️ Wichtiger Hinweis zu Badezimmern

Badezimmer haben mit 24 °C die höchste Norm-Innentemperatur im Wohnbereich. Dies führt zu einer größeren Temperaturdifferenz und damit zu höheren Heizlasten. Bei der Wärmepumpenauslegung ist dies besonders wichtig, da die Vorlauftemperatur oft durch das Badezimmer bestimmt wird.

Norm-Innentemperaturen für Gewerbliche Nutzung

RaumtypNorm-Innentemperatur
θint,i in °C
Büroräume20
Besprechungsräume20
Verkaufsräume (Einzelhandel)18
Werkstätten (leichte Arbeit)15
Lagerräume (beheizt)12
Gaststätten, Restaurants20
Hotelzimmer20
Klassenzimmer (Schulen)20
Sporthallen17
Krankenhaus - Patientenzimmer24
Altenheim - Bewohnerzimmer24

Besonderheiten bei der Anwendung

✓ Richtig: Nach Raumnutzung

Die Norm-Innentemperatur richtet sich nach der tatsächlichen Nutzung des Raums, nicht nach der Bezeichnung im Bauplan.

Beispiel: Ein als "Schlafzimmer" bezeichneter Raum, der als Home-Office genutzt wird, sollte mit 20 °C berechnet werden.

✗ Falsch: Individuelle Vorlieben

Die Norm-Temperaturen sind nicht verhandelbar, auch wenn der Bauherr persönlich niedrigere oder höhere Temperaturen bevorzugt.

Häufiger Fehler: "Ich heize mein Schlafzimmer nur auf 16 °C" – trotzdem muss mit 20 °C gerechnet werden!

💡 Warum standardisierte Temperaturen?

  • Wiederverkaufswert: Ein Haus muss für jeden zukünftigen Bewohner ausreichend beheizbar sein
  • Normkonformität: Berechnungen nach DIN EN 12831 müssen vergleichbar sein
  • Förderfähigkeit: BAFA und KfW fordern normgerechte Berechnungen
  • Bauphysik: Zu niedrige Auslegung kann zu Feuchteschäden führen

Praktisches Beispiel: Auswirkung auf die Heizlast

Die Norm-Innentemperatur hat einen direkten linearen Einfluss auf die berechnete Heizlast. Hier ein Vergleich für ein typisches Badezimmer im Altbau:

Badezimmer 8 m² (Außenwand 12 m²)

Standort
Frankfurt/Main
Norm-Außentemperatur
-10 °C
U-Wert Außenwand
1,4 W/m²K
RaumtypθintΔTHeizlastDifferenz
✓ Badezimmer (korrekt)24 °C34 K1.785 WBasis
✗ Als Wohnraum (falsch)20 °C30 K1.575 W-210 W (12%)

Fazit: Eine falsche Raumtemperatur (20 statt 24 °C) führt zu 12% Unterdimensionierung nur bei einem Raum. Bei mehreren Badezimmern potenziert sich der Fehler.

Unbeheizte Räume und Temperaturkorrekturfaktoren

Nicht alle Räume werden aktiv beheizt. Für angrenzende unbeheizte Räume werden Temperaturkorrekturfaktoren fx verwendet:

Angrenzender RaumGeschätzte TemperaturKorrekturfaktor fx
Unbeheizter Keller10 °C0,5
Unbeheizter Dachboden5 °C0,8
Treppenhaus (unbeheizt)15 °C0,3
Garage (angebaut)5 °C0,8
Erdreich (beheizte Kellerräume)8 °C0,45

Berechnung mit Korrekturfaktor

ΦWand = A × U × (θint,i - θx) × fx

Dabei ist θx die geschätzte Temperatur im unbeheizten Raum und fx der Korrekturfaktor.

Die 5 häufigsten Fehler bei Raumtemperaturen

1.

Badezimmer mit 20 °C statt 24 °C berechnet

Führt zu Unterdimensionierung und unzureichender Wärmepumpen-Vorlauftemperatur. Das Bad bleibt kalt.

2.

Individuelle Heizgewohnheiten berücksichtigt

"Der Kunde heizt nur auf 18 °C" ist kein Grund, die Norm-Temperatur zu ändern. Die Anlage muss für Standard-Nutzung ausgelegt sein.

3.

Flure und Treppenhäuser mit 20 °C berechnet

Diese Bereiche haben nur 15 °C Norm-Temperatur. Eine Überauslegung ist unnötig und kostet Geld.

4.

Unterschied zwischen Raum- und Vorlauftemperatur nicht verstanden

Die Norm-Raumtemperatur (z.B. 24 °C) ist NICHT die Vorlauftemperatur der Heizung (typisch 35-55 °C bei Wärmepumpen).

5.

Nutzungsänderung nicht berücksichtigt

Ein Hobbyraum im Keller, der zum Gästezimmer wird, braucht plötzlich 20 statt 15 °C. Die Heizungsanlage muss nachträglich angepasst werden.

Normative Grundlagen

DIN EN 12831-1:2017-09
Energetische Bewertung von Gebäuden – Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast

DIN EN 12831 Beiblatt 1:2008-07
Nationale Anhänge – National festgelegte Parameter – Tabelle NA.2: Norm-Innentemperaturen für verschiedene Raumarten

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