Wärmepumpe dimensionieren: Checkliste für SHK-Betriebe

SHK-Fachredaktion
10 Min. Lesezeit
Die Dimensionierung einer Wärmepumpe ist eine der entscheidendsten Planungsschritte. Eine zu große Anlage taktet häufig, verschleißt schneller und arbeitet ineffizient. Eine zu kleine Anlage erreicht die gewünschten Temperaturen nicht. Diese Checkliste zeigt Ihnen alle wichtigen Parameter für die richtige Auslegung.

Warum ist die richtige Dimensionierung so wichtig?

Die Dimensionierung beeinflusst direkt drei kritische Faktoren:

  • Effizienz: Eine optimal ausgelegte Wärmepumpe erreicht JAZ-Werte von 4,0 und höher
  • Wirtschaftlichkeit: Investitionskosten vs. Betriebskosten über 20 Jahre Lebensdauer
  • Komfort: Zuverlässige Wärmeversorgung auch an den kältesten Tagen

Häufiger Planungsfehler

Viele Installateure überdimensionieren aus Sicherheitsgründen um 20-30%. Dies führt zu häufigem Takten im Teillastbetrieb, erhöhtem Verschleiß und schlechterer JAZ. Moderne Wärmepumpen sind für lange Laufzeiten optimiert – nicht für häufiges An/Aus.

Schritt 1: Heizlast korrekt ermitteln

Die Basis jeder Dimensionierung ist die normgerechte Heizlastberechnung nach DIN EN 12831. Faustregel-Berechnungen oder Baujahr-Tabellen sind für eine präzise Wärmepumpen-Auslegung nicht ausreichend.

Was Sie für die Heizlastberechnung benötigen:

  • Genaue Gebäudedaten (Außenwandflächen, Fenster, Dach)
  • U-Werte aller Bauteile
  • Norm-Außentemperatur für den Standort
  • Gewünschte Raumtemperaturen (DIN EN 12831 oder individuell)
  • Lüftungskonzept (natürliche/mechanische Lüftung)

Praxis-Tipp: Nutzen Sie unseren Heizlast-Schnellrechner für eine schnelle und normgerechte Berechnung.

Schritt 2: Warmwasserbedarf einbeziehen

Bei Wärmepumpen mit Warmwasserbereitung muss der Energiebedarf für Trinkwasser berücksichtigt werden:

Richtwerte Warmwasserbedarf:

GebäudetypLiter/Person/TagZusätzliche Leistung
Einfamilienhaus40-50 l+2-3 kW
Mehrfamilienhaus30-40 l+1,5-2 kW/WE
Gewerbe/Hotel50-80 lindividuell

Schritt 3: Betriebsweise definieren

Die Wahl der Betriebsweise hat erheblichen Einfluss auf die Dimensionierung:

Monovalente Betriebsweise

Die Wärmepumpe deckt die gesamte Heizlast bis zur Norm-Außentemperatur alleine ab.

  • Vorteil: Höchste JAZ, keine fossile Zusatzheizung
  • Nachteil: Größere Wärmepumpe erforderlich
  • Geeignet für: Neubauten, gut sanierte Altbauten (Heizlast < 10 kW)

Bivalente Betriebsweise

Die Wärmepumpe deckt die Heizlast bis zum Bivalenzpunkt (z.B. -5°C), darunter schaltet ein zweiter Wärmeerzeuger zu.

  • Vorteil: Kleinere, günstigere Wärmepumpe
  • Nachteil: Zusatzheizung erforderlich, etwas niedrigere JAZ
  • Geeignet für: Altbauten mit höherer Heizlast, Bestandsheizung vorhanden

Dimensionierungsregel

Monovalent: Wärmepumpe = 100% der Heizlast bei Norm-Außentemperatur
Bivalent: Wärmepumpe = 60-70% der Heizlast bei Norm-Außentemperatur

Schritt 4: Vorlauftemperatur berücksichtigen

Die erforderliche Vorlauftemperatur hat massiven Einfluss auf die Effizienz:

COP-Werte typische Luft-Wasser-Wärmepumpe (A-7):

  • A-7/W35: COP 2,8-3,2 (Fußbodenheizung, optimal)
  • A-7/W45: COP 2,3-2,7 (Heizkörper saniert)
  • A-7/W55: COP 1,9-2,3 (Alte Heizkörper, kritisch)

Faustregel: Jedes Grad weniger Vorlauftemperatur verbessert die JAZ um ca. 2,5%

Schritt 5: Leistung bei Normtemperatur ermitteln

Wärmepumpen-Hersteller geben die Leistung bei definierten Bedingungen an:

  • A-7/W35: Außentemperatur -7°C, Vorlauftemperatur 35°C (häufigster Betriebspunkt)
  • A2/W35: Außentemperatur +2°C, Vorlauftemperatur 35°C (Teillast)
  • A7/W35: Außentemperatur +7°C, Vorlauftemperatur 35°C (Sommerbetrieb)

Achtung: Marketing-Angaben

Viele Hersteller werben mit Leistungen bei A7/W35 – das ist aber nicht der Auslegungspunkt! Entscheidend ist die Leistung bei Norm-Außentemperatur für Ihren Standort (meist zwischen -10°C und -15°C).

Professionelle Auslegungscheckliste

Checkliste zur Wärmepumpen-Dimensionierung

Heizlast berechnet nach DIN EN 12831
Warmwasserbedarf ermittelt (Personen, Nutzungsprofil)
Betriebsweise festgelegt (monovalent/bivalent)
Vorlauftemperatur bestimmt (Heizkörper-Check durchgeführt)
Norm-Außentemperatur für Standort ermittelt
Bivalenzpunkt festgelegt (falls bivalent)
Leistung A-7/W35 berechnet
JAZ-Prognose erstellt (Ziel: > 3,5)
Modell ausgewählt mit Modulationsbereich geprüft
Pufferspeicher dimensioniert (falls erforderlich)
Hydraulik geplant (Volumenstrom, Pumpen, Rohrdurchmesser)
BAFA-Förderung geprüft (ETa-Nachweis, JAZ-Anforderung)

Praxisbeispiel: Einfamilienhaus Neubau

Gebäudedaten:

  • Baujahr: 2023, KfW-40 Standard
  • Wohnfläche: 150 m²
  • Heizlast (DIN EN 12831): 6,2 kW
  • Warmwasser: 4 Personen × 50 l/Tag = 2,3 kW zusätzlich
  • Heizsystem: Fußbodenheizung, VL 35°C
  • Standort: München (Norm-AT: -14°C)

Dimensionierung:

  • Betriebsweise: Monovalent
  • Erforderliche Leistung A-7/W35: 6,2 kW + 2,3 kW = 8,5 kW
  • Gewähltes Modell: 9 kW Nennleistung (A-7/W35)
  • Modulationsbereich: 3-9 kW (ideal für Teillast)
  • Prognostizierte JAZ: 4,2

Ergebnis: Optimal dimensioniert, BAFA-Förderung 40% möglich

Häufige Fehler vermeiden

Fehler 1: Überdimensionierung "zur Sicherheit"

Problem: Häufiges Takten im Teillastbetrieb (90% der Betriebszeit!)
Lösung: Auf normgerechte Heizlastberechnung vertrauen, nicht auf Bauchgefühl

Fehler 2: Warmwasserbedarf vergessen

Problem: Wärmepumpe zu klein für gleichzeitigen Heiz- und Warmwasserbetrieb
Lösung: Warmwasserbedarf mit 2-3 kW zusätzlich einplanen

Fehler 3: Vorlauftemperatur zu hoch angesetzt

Problem: JAZ nur 2,8 statt möglicher 4,0
Lösung: Heizkörper überprüfen, ggf. austauschen, Fußbodenheizung bevorzugen

Erfolgsfaktor JAZ

Eine gut dimensionierte Wärmepumpe erreicht in der Praxis JAZ-Werte von 4,0-4,5. Das bedeutet: Aus 1 kWh Strom werden 4-4,5 kWh Wärme. Bei aktuellen Strompreisen entspricht das Heizkosten von nur 7-9 Cent/kWh – günstiger als Gas oder Öl!

Fazit: Sorgfältige Planung zahlt sich aus

Die richtige Dimensionierung einer Wärmepumpe ist keine Hexerei – aber sie erfordert sorgfältige Planung und normgerechte Berechnungen. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren:

  • Präzise Heizlastberechnung nach DIN EN 12831
  • Realistische Einschätzung der Vorlauftemperatur
  • Keine Überdimensionierung aus falscher Vorsicht
  • Warmwasserbedarf nicht vergessen
  • Modell mit guter Modulation wählen

Eine optimal dimensionierte Anlage erreicht hohe JAZ-Werte, läuft zuverlässig und amortisiert sich durch niedrige Betriebskosten bereits nach wenigen Jahren.

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