Wärmepumpe im Altbau: 5 Fehler die Sie vermeiden sollten

SHK-Fachredaktion7 Min. Lesezeit

Wärmepumpen im Altbau – für viele Handwerker und Planer noch immer ein heikles Thema. Dabei sind moderne Wärmepumpen auch in unsanierten Bestandsgebäuden technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll. Vorausgesetzt, Sie vermeiden diese 5 kritischen Fehler bei Planung und Installation.

Warum Wärmepumpen im Altbau oft scheitern

Die Realität auf deutschen Baustellen: Viele Wärmepumpen im Altbau laufen ineffizient, verursachen hohe Stromkosten und werden von Bauherren als "Fehlinvestition" bezeichnet. Der Grund liegt meist nicht an der Technik selbst, sondern an vermeidbaren Planungsfehlern.

Nach hunderten Beratungsgesprächen mit SHK-Betrieben haben wir die 5 häufigsten Fehler identifiziert – und zeigen Ihnen, wie Sie diese von Anfang an vermeiden.

Fehler #1: Heizlast wird überschätzt oder "pi mal Daumen" berechnet

❌ Häufige Aussagen:

  • "150 qm Wohnfläche = 15 kW Heizlast"
  • "Gaskessel hat 24 kW, also nehmen wir 20 kW Wärmepumpe"
  • "Sicherheitsaufschlag von 30% eingerechnet"

Warum das problematisch ist:

Eine überdimensionierte Wärmepumpe führt zu:

  • Häufigem Takten (An/Aus-Zyklen) → reduziert Lebensdauer
  • Schlechter JAZ (Jahresarbeitszahl) → höhere Stromkosten
  • Höheren Investitionskosten ohne Mehrwert
  • Problemen bei der BAFA-Förderung (unrealistische Werte werden hinterfragt)

✓ Die richtige Vorgehensweise:

  • Normgerechte Berechnung nach DIN EN 12831: Berücksichtigt tatsächliche U-Werte, Gebäudehülle, Lüftungsverluste
  • Keine pauschalen Zuschläge: Die Norm enthält bereits Sicherheitsfaktoren
  • Dokumentation für Förderantrag: BAFA/KfW benötigen nachvollziehbare Berechnung

Praxis-Tipp: Nutzen Sie unseren Heizlast-Rechner, um in 10 Minuten eine normkonforme Berechnung zu erstellen. Das spart Ihnen Zeit und liefert BAFA-konforme PDF-Dokumentation.

Fehler #2: Vorlauftemperatur wird nicht optimiert

❌ Typisches Szenario:

Alte Heizkurve vom Gaskessel wird 1:1 übernommen → Vorlauftemperatur 70/55°C → Wärmepumpe läuft permanent im ineffizienten Bereich → JAZ unter 3,0 → Kunde unzufrieden wegen hoher Stromrechnung

Die Lösung: Vorlauftemperatur senken

Die Effizienz einer Wärmepumpe hängt direkt von der Vorlauftemperatur ab:

VorlauftemperaturTypische JAZStromkosten (15.000 kWh Wärmebedarf, 40 ct/kWh)
35°C (Fußbodenheizung)4,51.333 € / Jahr
45°C (optimierte Heizkörper)3,81.579 € / Jahr
55°C (Standardheizkörper)3,21.875 € / Jahr
70°C (alte Einstellung)2,52.400 € / Jahr

*Beispielrechnung Luft-Wasser-Wärmepumpe, Außentemperatur -10°C

💡 Handlungsempfehlung

  1. 1. Hydraulischen Abgleich durchführen: Erst dann wissen Sie, welche Vorlauftemperatur tatsächlich benötigt wird
  2. 2. Heizkörper überprüfen: Oft reichen die vorhandenen Heizkörper bei 45-50°C aus (besonders in Räumen mit guter Dämmung)
  3. 3. Ggf. einzelne Heizkörper tauschen: Nur in kritischen Räumen (Bad, Nordzimmer) größere Heizkörper installieren
  4. 4. Nachtabsenkung vermeiden: Wärmepumpen arbeiten am effizientesten bei konstanter Betriebsweise

Mehr Details zum hydraulischen Abgleich finden Sie in unserem Artikel Hydraulischer Abgleich für Wärmepumpen.

Fehler #3: Speichergröße falsch dimensioniert

Ein weiterer häufiger Fehler: Der Pufferspeicher wird zu groß oder zu klein ausgelegt.

Problem "zu großer Pufferspeicher":

  • Hohe Wärmeverluste (besonders bei schlechter Dämmung des Speichers)
  • Längere Aufheizzeiten → Wärmepumpe läuft häufiger an
  • Höhere Investitionskosten

Problem "zu kleiner Pufferspeicher":

  • Häufiges Takten der Wärmepumpe → Verschleiß
  • Ineffizienter Betrieb
  • Probleme bei Spitzenlast

Faustformel für Pufferspeicher-Dimensionierung:

Speichervolumen (Liter) = Heizleistung (kW) × 15-20 Liter/kW

Beispiel: Bei 8 kW Heizlast → 120-160 Liter Pufferspeicher
(zzgl. Warmwasserspeicher falls Trinkwassererwärmung über WP)

Wichtig: Bei modernen Inverter-Wärmepumpen kann der Pufferspeicher oft kleiner ausfallen, da die Leistung modulierend angepasst wird.

Fehler #4: Energetischer Zustand des Gebäudes wird nicht berücksichtigt

❌ Kritischer Denkfehler:

"Wärmepumpe nur nach Kernsanierung sinnvoll" → Viele lukrative Aufträge gehen verloren

Die Realität:

Wärmepumpen funktionieren auch im unsanierten Altbau – aber nur, wenn:

  1. Die Heizlast realistisch berechnet wurde (siehe Fehler #1)
  2. Die Vorlauftemperatur optimiert ist (siehe Fehler #2)
  3. Der Kunde über realistische JAZ-Werte aufgeklärt wurde
GebäudezustandVorlauftemperaturRealistische JAZWirtschaftlichkeit
Neubau (KfW 55)35°C4,5+Sehr gut
Altbau saniert (EnEV 2009)40-45°C3,8-4,2Gut
Altbau teilsaniert50-55°C3,0-3,5Grenzwertig*
Altbau unsaniert (BJ < 1980)55-60°C2,5-3,0Nur mit Sanierungsplan*

*Abhängig von Strompreis, Gasalternative und Fördermitteln

⚠️ Wichtig für die Kundenberatung

Seien Sie transparent über die zu erwartende Effizienz. Eine JAZ von 3,0 im unsanierten Altbau ist kein Grund, von einer Wärmepumpe abzuraten – wenn:

  • ✓ Der Kunde über realistische Betriebskosten aufgeklärt ist
  • ✓ BAFA-Förderung (bis 70% Zuschuss möglich) einkalkuliert wird
  • ✓ Ein Sanierungsfahrplan vorliegt (schrittweise Optimierung)
  • ✓ Die Alternative (alter Gaskessel) teurer oder nicht mehr zulässig ist

Fehler #5: BAFA-Anforderungen werden nicht von Anfang an berücksichtigt

Der wohl teuerste Fehler: Die Planung erfolgt ohne Blick auf die Förderrichtlinien – und plötzlich wird der Antrag abgelehnt.

Häufige Stolpersteine bei der BAFA-Förderung:

1. Fehlende oder unvollständige Heizlastberechnung

BAFA fordert explizit eine raumweise Heizlastberechnung nach DIN EN 12831. Überschlägige Werte oder Pauschalrechnungen werden abgelehnt.

2. JAZ-Anforderung nicht erfüllt

Die erwartete Jahresarbeitszahl muss mindestens 2,7 (Luft-WP) bzw.3,8 (Sole/Wasser-WP) betragen. Bei zu hohen Vorlauftemperaturen wird dieser Wert nicht erreicht.

3. Hydraulischer Abgleich fehlt

Der hydraulische Abgleich ist Pflicht für die Förderung – und muss professionell dokumentiert werden.

4. Antrag zu spät gestellt

Der BAFA-Antrag muss VOR Vertragsabschluss/Beauftragung gestellt werden. Ausnahme: Planungsleistungen dürfen vorab beauftragt werden.

✓ BAFA-Checkliste für SHK-Betriebe

  1. Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 erstellt und dokumentiert
  2. Hydraulischer Abgleich geplant und kalkuliert
  3. JAZ-Prognose erstellt (mindestens 2,7 bei Luft-WP)
  4. Energieberater eingebunden (optional, aber empfohlen für Bonus-Förderung)
  5. Kunde über Antragszeitpunkt aufgeklärt (vor Auftragserteilung!)
  6. BAFA-Dokumentationsformulare vorbereitet

Alle Details zur BAFA-Förderung 2025 finden Sie in unserem ausführlichen Artikel BAFA-Förderung für Wärmepumpen.

Zusammenfassung: So vermeiden Sie die 5 größten Wärmepumpen-Fehler im Altbau

  1. 1. Heizlast korrekt berechnen: Nutzen Sie normkonforme Tools statt Faustformeln – das spart Zeit und vermeidet Überdimensionierung
  2. 2. Vorlauftemperatur optimieren: Hydraulischer Abgleich + ggf. einzelne Heizkörper tauschen → JAZ steigt deutlich
  3. 3. Speicher richtig dimensionieren: 15-20 Liter pro kW Heizlast als Richtwert
  4. 4. Realistische JAZ-Werte kommunizieren: Auch 3,0-3,5 kann im Altbau wirtschaftlich sein (mit Förderung!)
  5. 5. BAFA-Anforderungen von Anfang an einplanen: Heizlastberechnung, hydraulischer Abgleich und Antragszeitpunkt beachten

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